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        4 · Einsatzbesprechung (Dinner for One)


Azur schob den letzten noch halbvollen Teller zu den anderen in die Mitte des langen Tisches der Offiziersmesse. Entenbraten, Hotdogs und Vanillepudding hätten ihm jetzt ganz sicher den obersten Knopf seiner Hose weggesprengt – wenn er denn eine getragen hätte.
Den James getauften kleinen Service-Roboter, der seine Sachen mittlerweile irgendwo gereinigt hatte und ihm seither auf Schritt und Tritt damit hinterherquietschte, ignorierte er schon länger.
Mit gut überfülltem Magen lehnte sich Azur gemütlich zurück.
Zufrieden blickte er in die kleine Runde, in der er sich wie in einer verschrobenen Version von Dinner for One vorkam. Denn alle Tafelgäste waren aus ganz eigenen Gründen nicht wirklich anwesend.
Zu seiner Linken saßen zwei der kaputten Roboter, die, liebevoll dekoriert, die physische Anwesenheit von Adina und Pegasus repräsentieren sollten. Der auf das Blech gemalte rote Kussmund, die lilafarbenen Lichtleiterkabel-Haare und der improvisierte Kompottschalen-Vorbau, brachten Azur mittlerweile nur noch zum Grinsen. Der Pegasus-Ersatz mit Zahnrad-Monokel, Blechzylinder und aufgemaltem Spitzbart immerhin noch zum Kopfschütteln.
Hinten rechts auf dem Tisch verdrückte Krume schmatzend noch ein letztes Hot-Dog-Würstchen und entlockte Azur, neben den besorgten Gedanken an den blinden Jungen, der irgendwo im Nichts gefangen war, ein glückliches Lächeln, darüber, zumindest nicht das einzige Lebewesen an Bord zu sein.
Der unangetastete Teller voller Schokoladenplätzchen nahe an seiner Rechten ließ das Lächeln jedoch gleich wieder sterben.
Neko konnte nicht hier sein. Durfte nicht. Noch hatte er sich nicht dazu durchringen können, die dringend erforderliche „Rekalibrierung", wie Adina es nannte, an ihr durchzuführen. Noch gute zwei Stunden, dann sollte ihr komplexes Innenleben ausreichend dafür stabilisiert sein, schätzte er. Nachdem er sich gedankenverloren eines der Plätzchen genommen hatte, um es zwischen den Fingerknöcheln hin und her tanzen zu lassen, räusperte er sich und begann mit ernster Stimme zu sprechen:

»Da alle nicht-instabilen Crewmitglieder vollzählig anwesend und satt sind, beginnen wir unsere erste Einsatzbesprechung unter neuem Kommando – meiner Wenigkeit Azur.«

»Hört, hört!«, sprach Pegasus in ganz neuem Tonfall.

»Schieß los, Captain-Schatz. Hach ich bin so stolz auf dich«, waren Adinas Worte.

»Erst einmal, danke Adina, dass du Pegasus' Stimme remodulieren konntest. Weniger Terminator – mehr Jean-Luc Picard. Gefällt mir tausendmal besser.«

Adina überschlug sich fast vor Stolz: »Danke, Azur-Schatz. Ich fand Patrick Stewards Stimme schon immer unheimlich sexy!«

»Mein Dank gilt dir ebenfalls, Adina, aber nun lass deinen Herrn ›Schatz‹ doch bitte weiterreden.«

»Oh, Pegasus. Ohne monotone Stimme – kein Verstecken von Emotionen mehr. Bist du etwa eifersüchtig? Hihi. Ich könnte dir doch auch einen Spitznamen geben. Wie wäre das? Ich liebe Spitznamen einfach! Der kleine Yōkai hat von mir bereits den Namen ... ähm ... Bärchen bekommen.«

Krume unterbrach mit missmutigem Blick kurz sein Putzritual.

Azur, der nun doch amüsiert an dem Keks knabberte, grinste: »Das solltest du unsere Kleine aber nicht mitbekommen lassen. Sie hat Krume nämlich liebevoll Krume getauft. Entscheidet euch doch bitte schnell für einen Spitznamen, damit wir weitermachen können.« Er angelte sich einen Ersatz-Keks.

Pegasus wollte sich mit einem »Aber ...« zu Wort melden, wurde jedoch von der aufgeregten Adina gleich wieder abgewürgt. »Au-au-ja! Ich hab einen! Wie wäre es mit: Peggi? Der ist süß!«

»Abgelehnt«, warf Pegasus trocken zurück.

»Hm... ja, ich weiß! Was ist mit: Susi

»Nein!?« Pegasus war nicht amüsiert.

»Ach, du Spaßbremse! Aber einen hab ich noch! Zu dem kannst du nicht nein sagen – höchst anbetungswürdige, sympathische Intelligenz!? – Hihi ... Hihihi ...«

»Akzeptabel.« Pegasus klang sogar etwas geschmeichelt, bevor er Adinas Gekicher ahnungsvoll hinterfragte. »Was ist?«

»Abgemacht! Also in Kurzform: H.A.S.I., Hasi!«

»Ich habe es geahnt ...«, seufzte Pegasus. »Könnte schlimmer sein. Dürfte ich dann einen Vorschlag zur Revanche machen? Wie wäre es, wenn ich dich dann ... Massig Apronyme umherwerfende süße Intelligenz nenne?«

Adina kicherte nur belustigt vor sich hin.

Azur schlug demonstrativ mehrfach den Kopf auf den Blechtisch. »Ich fasse es nicht ... das glaubt mir keine Sau ... So! Da wir die unglaublich wichtige Hasi-Mausi-Problematik nun geklärt hätten, würde ich mich gerne solch Kleinigkeiten wie unserem Überleben, der Flugroute und allgemeiner Zukunftsplanung widmen!«

»Aye, Captain.«

»Aye, Schatzi.«

»Hraff!«

»Gut! Erster Punkt. Ich habe mich vorhin mit Karten und der Navigation beschäftigt. Aber bevor ich einen Kurs festlege, habe ich noch eine Frage zu den Portalen, beziehungsweise über die Funktion des Viadukts.
In den Navi-Karten sind sogenannte Viadukt-Horizonte verzeichnet. Durch die scheinen alle Autopilot-Routen zu verlaufen. Was hat es damit auf sich? Adina?«

»Das Viadukt ist das Informationsnetzwerk der Dra'ák. Ein durch Relais-Stationen im Aether verborgenes Konstrukt, das das gesammelte Wissen der Dra'ák beinhaltet und zudem zur komplexen Navigation durch den universalen Subraum genutzt wird. Die Relais-Stationen sind von den Dra'ák-Viatoris in sogenannten ...«

»Halt, stopp! Viatoris? Wanderer? Die Wanderer sind Dra'ák?« Azur zerbröselte der Keks zwischen den Fingerknöcheln.

»Ja und nein, Schatz. Als Viatoris, benannt nach den mythologischen Wesen, der anachronistischen Universal-Schöpfungslehre der ersten Dra'ák, werden seit jeher die zur Entdeckung und Erforschung entsandten Auserwählten einer jeden Raumfahrt-Zivilisation genannt. Dra'ák und auch Lux besitzen jedoch keine Viatoris mehr, da diese nicht mehr benötigt werden.«

»Warum?«

»Ganz einfach, weil der Raum komplett kartiert ist.«

»Aha.« Azur starrte ungläubig den Adina-Dummie an. War die Frage nach der Unendlichkeit des Universums damit wirklich einfach vom Tisch? »Aber es gibt doch immer noch Wesen, die sich Viatoris nennen!«

»Nur Legenden. Angeblich soll es nach der räumlichen Erfassung der Welten eine kleine Gruppe von Abtrünnigen gegeben haben, die sich damit nicht zufrieden gab und zwischen Raum, Subraum und Zeit, im Aether nach einer sechsten Dimension gesucht haben. Die Zwielichttherorie, die auch die Existenz und Herkunft des Staubs und der Kerne erklären sollte, wurde aber von allen hohen Zivilisationen abgelehnt, die meisten Abtrünnigen wegen Ketzerei gegen das Wissen hingerichtet und der Rest in den Untergrund getrieben. Dafür, dass sie auch heute noch aus dem Verborgenen oder gar dem Zwielicht selbst heraus operieren, gibt es keine Belege. In den meisten Welten steht die bloße Erwähnung dieser Gedanken noch immer unter Todesstrafe, wenn ich das hinzufügen dürfte.«

Krumes und Azurs Blicke trafen sich über dem Plätzchenteller. »Lass mich raten. Deshalb gibt es auch keine Aufzeichnungen mehr von eventuellen Standorten dieser Typen!?« Krume bekam die Krumen, Azur schnappte sich einen neuen Nervennahrungskeks.

»Doch, selbstverständlich. Wissen zu vernichten, wäre ebenfalls ein schlimmes Vergehen, auf das der Tod steht. Zumindest in halbwegs intelligenten Zivilisationen. Nur sind diese Informationen archiviert und versiegelt worden. Der Schlüssel wurde, wenn man das so sinngemäß sagen kann, einfach weggeworfen.«

»Man könnte also sagen: ›Dass der Schlüssel zu einer, natürlich rein hypothetisch, fundamental völlig neu dimensionierten Welt irgendwo abhandengekommen ist.‹?«

»Das könnte man.«

»Man könnte ihn auch als ›Weltenschlüssel‹ bezeichnen, der, natürlich ebenfalls rein theoretisch, vielleicht auch einfach nur verloren gegangen ist?«

»Das ist möglich, Schatz.«

»Gut zu wissen. Ich habe dazu schon eine Theorie. Später. Erstmal zurück zum Viadukt.«

»Gerne. Die Relaisstationen sind von den Dra'ák-Viatoris in sogenannten Gravitationssingularitäten verankert worden ...«

»Schwarze Löcher?«

»Ja. Wer auch immer unter den Terranern auf diesen unsinnigen Namen kam. Tzz. Sind sie doch weder Löcher, noch schwarz. In ihnen ist es wunderhübsch. Ich zeig es dir bei Gelegenheit mal. Nun gut. Die Singularitäten ermöglichen nicht nur die Informationsspeicherung und -Übertagung im Subraum, sondern auch die relative Überlichtgeschwindigkeit. Bevor du fragst, ja, wieder so ein seltsamer Terraner-Begriff: Wurmlöcher. Was ihr bloß immer mit euren Löchern habt? Jedenfalls ist die Sphäre der Singularität unter einfachster Manipulation dazu in der Lage, Raum von Zeit zu trennen. Der einzige Weg, die Lichtgeschwindigkeit zu überschreiten. Die Verschränkung von zwei oder mehr Singularitätsspären führt dazu, in direkter Verbindung zwischen ihnen, Weg ohne Zeit zurücklegen zu können. Deshalb „relative" Überlichtgeschwindigkeit, da es ohne Zeit in der Rechnung nur ein Raumwechsel, keine Geschwindigkeit ist. Diese von innen sichtbare, wie ein Spiegel anmutende, optische Trennfläche der miteinander verbundenen Orte nennen die Dra'ák: Viadukt-Horizont

»Wow. Danke für die lexikalische Gehirnwäsche.«

»Wenn du willst, kann ich dir solche Informationen auch gern wieder über den Bio-Link direkt in dein ...«

»Nein, danke. Die Prozedur werde ich höchstens im Notfall nochmal über mich ergehen lassen. Du hast ja keine Ahnung, wie gehirnbruzelnd schmerzhaft und verwirrend das ist. Gut. Jetzt sag mir noch, warum ich die Steuerung des Schiffes nicht auf manuell stellen kann.«

»Die Schiffssysteme sind bekanntlich sehr stark beschädigt und auch veraltet. Die Sicherheitsprotokolle lassen nur den direkten Weg in die Werft zurück zu. Die einzig sichere Route, die die Vindicta nicht in ihre molekularen Bestandteile zerreißen würde, ist die, in ihren Heimathafen. Tartaros. Die Sicherheitsrouten sind geschwindigkeitsgedrosselt. Das erlaubt zwar noch das Benutzen der Horizonte, aber bedeutet eine Zwangspause nach jedem Sprung, um die Hülle regenerieren zu lassen. Die Route ist räumlich und zeitlich länger, aber in kürzeren Sprungintervallen berechnet, die eine Regeneration zulassen. Sollte es während eines Sprungs zum Hüllenbruch kommen, bedeutet das ...«

»Ja, ich kann es mir vorstellen.« Er wischte die Kekskrümel vom Tisch. »Was ist mit dem Portal? Kann man es nicht alternativ zum Flug nutzen?«

»Das Viadukt-Portal funktioniert zwar ähnlich, jedoch kann es keine Horizonte durchqueren. Das ist staub–masse-bedingt. Die biologische Hülle von Dra'ák-Schiffen kann Staub aufnehmen und somit die Kräfte auf sub-atomarer Ebene auffangen und auf seine Masse aufteilen. Ein Organismus von so geringer Masse wie du würde durch die physikalische Belastung de-atomisiert werden. Die Portale besitzen eine Art Bremsvorrichtung, indem sie eine Aether-Frequenz nutzen, die für komplexere Zellgebilde unschädlich ist. Die Wellenlänge ist jedoch auf ein sicheres Spektrum begrenzt, sodass auch die Reichweite relativ gering ist.«

»Von welchen ›relativen‹ Reichweiten reden wir?«

»Die durchschnittliche Distanz zweier Horizonte beträgt 200 Millionen Lichtjahre, also ausreichend, um intergalaktisch zu springen. Zahlreiche Horizonte sind jedoch noch um einiges weiter voneinander entfernt. Theoretisch ist die Reichweite unbegrenzt. Andere Horizonte überbrücken weit geringere Distanzen von wenigen Lichtjahren. Etwa um einzelne Weltensysteme zu verbinden. Die effektive Reichweite der Portale beträgt nur etwa: 1.000 Lichtjahre. Somit bieten sie einen recht komfortablen Kurzreiseweg zwischen einigen Welten innerhalb einer Galaxie, wie dieser hier.«

»Die Milchstraße. Wir sind gar nicht so weit von der Erde ... ich meine, Terra 3-13 entfernt, hab ich schon herausgefunden. Auch, dass wir auf einer der Autopilot-Routen sowieso daran vorbeikommen. Wenn unsere Astronomen nur den Hauch einer Ahnung hätten, wie viele dieser Gravitationssingularitäten es gibt ... Wie lange bräuchten wir bis dorthin?«

»Die Energie reicht gerade so. Berechne Sprung-Intervalle und Regenerationsphasen bei aktueller Schadenslage und Maximalgeschwindigkeit ... Wir würden etwa 24 Stunden benötigen. Energie wird bei Ankunft auf unter 5% gesunken sein. Wenn nichts Unvorhergesehenes passiert. Allerdings muss ich noch erwähnen, dass uns diese Route temporär mit Exekutive 8-1-4 in Konflikt bringt.«

»Das ist mir klar.« – Azur warf einen Blick auf sein Armband: Relicuus Tempus: 24h:01m:00s" – »Pegasus? Wie wahrscheinlich ist es, dass du bis dahin Zugang zu den Waffensystemen hast?«

»Schön, dass ich auch noch benötigt werde. Dechiffrierung und Systemüberschreibung werden voraussichtlich noch mindestens 23 Stunden dauern. Das Sicherheitssystem ist eine richtige Zicke, wenn ich auch mal was hinzufügen darf.«

»Wenn nichts Unvorhergesehenes geschieht, Hasi ...«, fügte Adina noch hinzu.

»Reichen die fünf Prozent Energie dann aus, um zu feuern?«

»Nicht mehr als 2 oder 3 Impulse, Schatz. Dann müssen wir ohnehin am Stern auftanken, sonst kommen wir nicht weiter.«

»Muss reichen. Zumindest bin ich den Versuch noch ein paar wenigen Menschen dort schuldig. – Gut. Pegasus? Ich ernenne dich hiermit offiziell zum Ersten Offizier. Du kümmerst dich weiter um die Waffensysteme und übernimmst bis auf weiteres auch das Ruder. Setz den Kahn hier in Bewegung! Kurs nach Auto-Navigation. Ziel: Tartaros. Nächster Zwischenstopp: Terra 3-13. Primäraufgabe: Volltanken. Sekundäraufgabe: Rettungsmiss... Rettungsversuch.«

»Aye, Captain Azur«, bestätigte der Erste Offizier.

»Und was machen wir anderen drei Hübschen, Schatz?«

»Mister Krume ernenne ich zum Sicherheitschef. Vorläufig passt du einfach auf Neko auf. Sollte irgendwas mit den Kammern schiefgehen, kümmerst du dich um unsere Freundin. Schau doch schon mal nach ihr, wir kommen gleich nach.« Krume gehorchte wortlos und sprang vom Tisch. Mit stolz erhobenem Schwanz tippelte er diensteifrig Richtung Raum Dreizehn.

»Und ich?«

»Mit dir, mein liebreizender Purpurschimmer ...«, Azur steckte sich den Schokoladenkeks in den Mund, »... habe if etwaf befonderef vor. Und twar ...« Er schluckte und rieb sich die Krümel von den Händen »... wirst du von mir einen geheimen Sonderauftrag bekommen.«

»Oh, ich hoffe doch, nichts Unanständiges. Hihi.«

»Wie man's nimmt. Während ich Neko rekalibriere, möchte ich, dass du dafür etwas für mich anfertigst. Dazu brauchst du ein paar Dinge aus meinem Rucksack. Einer deiner Helfer müsste gleich damit zurück sein.« Azur schlüpfte wieder in Hose und Hemd – James piepste dankbar.
»Den Plan und die Beschreibung dafür findest du in der Kartendatenbank. Als ich vorhin die Idee dazu hatte, konnte ich leider kein richtiges 3D-Modell zeichnen. Egal, du wirst es schon verstehen. Der komische Ersatzteil-Moleküldrucker aus der Instandhaltung sollte das ohne Probleme hinbekommen.«

»Aye-aye, Schatz. Ich gebe mein Bestes.«

Azur folgte Krume zu Neko. Als Adina die Kontrolle in der Wartungsabteilung übernahm, tauchte auch der kleine Roboter mit Azurs Rucksack vom anderen Ende des Schiffs wieder auf.
Die dreizehn Glastüren ließen ihre Spiegelungen kurz tanzen, als die Vibration des von Pegasus gestarteten Antriebs die Vindicta aus ihrem Jahrtausende andauernden Schlaf erwachen ließ. Das Vibrieren setzte sich in einem erhabenen Schauer fort, der Azur beim Betreten der Kammersektion durchfuhr.
Die Rolle des Kommandanten gefiel ihm bereits – gleich würde er sich auch in seiner ersten Amtshandlung als Schöpfer beweisen müssen.


* * *


Bereits eine Stunde hatte sich Azur durch die vielen Funktionen der Reinkarnationskammer studiert. Mit jeder neuen, die er entdeckte, wich die anfängliche Neugier in ihm, Seufzer für Seufzer, einem Gefühl von Unbehagen. Ein erneuter Kribbelschauer floss ihm jetzt als kleines Zittern in die Fingerspitzen, die sich umherwischend, suchend und entdeckend auf den großen Displays zwischen den mikroskopischsten Optionen verlorenen.
»Hätte ich gewusst, wie un-intuitiv und anstrengend es sein würde, Gott spielen zu dürfen ...« Immer wieder huschte seine Aufmerksamkeit verunsichert nach oben durch das Glas zum schlummernden Flammenkind und ertappt schnell wieder auf seine Hände. »Wenn ich nur wüsste, was ich nicht weiß ...« Er lehnte sich im Stuhl zurück, ließ die Gelenke der ineinander verschränkten Finger knacken und hob den Blick dann hilfesuchend noch weiter zu Krume, der es sich wieder oben auf der gläsernen Kuppel gemütlich gemacht hatte. Von dort beobachtete er durchaus aufmerksam Azurs Tun, doch mehr als ein mahnendes Starren konnte oder wollte er dem Schöpfer nicht zurückgeben.
»Ja, schau ruhig so vorwurfsvoll. Macht, macht einsam. Verantwortung, verantwortlich für Antworten. Zu viele Möglichkeiten, Entscheidungen nur schwerer. Und zu viel fernes Wissen, blind für naheliegende Lösungen. Das willst du mir doch damit sagen, Hrafnáss, hab ich Recht?«
Ein weiterer tiefer Seufzer, ein langes Stöhnen nahe der Verzweiflung, dann lehnte er sich wieder nach vorn und durchforstete weiter Einstellung für Einstellung. Für die nächste entscheidungsschwere Stunde.


* * *


Das quietschende Gestakse dreier suboptimal koordinierter Roboterbeine riss Azur wieder aus dem Sekundenschlaf. »Schatz?«, nahm er Adinas Stimme direkt hinter sich wahr. Er drehte sich im Stuhl um und rieb sich die Augen.
»Wow. Das ist hübsch geworden. Danke, das hast du klasse gemacht. Fühlst du dich auch wohl da drin?«

»Mach dir keine Sorgen um mich, Schatz. Ich habe längst verstanden, was du vorhast und es mir hier drin an nichts mangeln lassen.«

Azur neigte sich dem Roboter entgegen und nahm das Objekt von dem Tablett, das dieser vor sich trug. Mit Bewunderung fühlte er das schwarze Band des künstlichen Spitzengewebes zwischen den Fingern. Den funkelnden Rubin, der in der Mitte prangte, hielt er hoch ins Licht eines Beleuchtungspanels. »Das ist wirklich wunderschön geworden! Sieht aus wie das Original. Sie wird sich bestimmt freuen ... und hoffentlich keinen Unterschied merken. Sind alle Funktionen, die ich wollte, machbar gewesen?« Er drehte das stark aufgemotzte Kropfband im Licht hin und her und entdeckte im Blutrot des Steins den blassen Purpurfunken Adinas.

»Alles integriert. Im Grunde ist es die neuste Version eines voll funktionsfähigen Bio-Links. Bis auf die gewünschten Beschränkungen und den Passiv-Modus natürlich. Aber ... macht mich das dann nicht zu einer Spionin?«

»So kann man das sagen. Aber du verstehst doch, warum das nur zu ihrem Besten ist, oder? Ganz zu schweigen vom Wohle jeglicher Zivilisationen, die wir so vor ihr bewahren.«

»Ja. Das verstehe ich. Nur ... nur finde ich traurig, dass ich dann nicht mehr so einfach mit dir sprechen kann, ohne dass sie von meiner Anwesenheit erfährt.«

»Sobald ich Pegasus wieder in meinen Link geladen habe, können wir doch wieder kommunizieren. Techno-telepathisch quasi.«

»Aber das ... ist doch nicht dasselbe ...«

»Nicht schmollen, Hübsche. Irgendwann, wenn ich genug Wissen und Kontrolle habe, ist das Versteckspiel ja auch nicht mehr nötig. Aber bis dahin brauche ich dich, damit du sie für mich immer im Auge haben kannst. Ich vertraue dir. Ich zähle auf dich!«

»Danke, Kiro ... Sowas hat noch nie jemand zu mir gesagt ... Ich werde dich nicht enttäuschen! Ich bin bereit! Hast du alles vorbereiten können mit der armen Kleinen?«

»Ich denke schon. Ich bin mir nur nicht sicher, wieviel von Nekos Persönlichkeit ich unterdrücken kann, ohne dass sie es mitbekommt. Bleibt zu viel von ihr, könnte das Ganze nach hinten losgehen und sie wird mit dem neuen Körper noch viel gefährlicher als vorher. Nehme ich ihr zu viel von Neko weg, wird sie es vielleicht bemerken. Soweit ich lesen konnte, ist der komplizierteste Teil tatsächlich das Ding mit den Erinnerungen. So langsam verstehe ich die Dra'ák und ihr Gesetz, das das Auslöschen von Wissen verbietet. Ein Glück können wir die fehlende technische Möglichkeit durch die Eigenschaften des Serva-Kernfragments kompensieren.«

»Ich verstehe. Trotz aller Technologie gibt es anscheinend immer eine Notwendigkeit für Intuition ... und Vertrauen. Aber ich glaube auch an dich. Du wirst das Richtige tun, Schatz! Also lass uns beginnen. Zuerst, schlage ich vor, solltest du ihr mich hinzufügen. Dann kann ich mich schon mal in sie eingewöhnen und dir bereits mit ersten Analysen helfen.«

»So ist der Plan. Legen wir los.«

»Du, Kiro? Würdest du mir einen Gefallen tun? Gibst du mir einen Abschiedskuss?«

Azur schmunzelte verlegen. »Bei dem, was du für mich tust, ist das ja wohl das Mindeste.« Er nahm das elegante schwarze Halsband auf die flachen Hände und küsste liebevoll den Purpurfunken im Rubin. – »Hihi.«

»Relicuus Tempus: 21h:50m:00s«
hörte Azur ihre Stimme noch flüstern.

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